Schnee übersommern

Zu Besuch bei den Schneedepots

Im Skigebiet Mürren-Schilthorn beginnt die Wintersaison bereits Anfang November – Snowfarming sei Dank.

Ein Donnerstag im Oktober. Es ist einer dieser überdurchschnittlich warmen Herbsttage. Der Winter scheint gerade ganz weit weg. Wir fahren mit der Schilthornbahn von Stechelberg via Mürren nach Birg auf 2677 m ü. M. Hier, im Engetal, etwas unterhalb der Seilbahnstation herrscht reges Treiben – und ist die kommende Skisaison omnipräsent. Doch der Reihe nach.

Nach der Saison ist vor der Saison

Peter Bühler im Portrait

Bereits im Juni, also unmittelbar nach dem Ende der Skisaison, wurden fast 100'000 Kubikmeter Schnee in zwei Sommer-Schneedepots versorgt. «Wir haben den Schnee auf zwei unterschiedlich grossen Flächen mit Pistenfahrzeugen zusammengestossen und in Trapezform je rund sechs bis zehn Meter hoch aufgeschüttet», erklärt Peter Bühler, Leiter Wintersport der Schilthornbahn AG. In mühevoller Handarbeit wurden danach die Oberseiten der zwei Depots mit Perimeter-Dämmplatten aus Hartschaum abgedeckt, mit Schaumstoff-Matten überdeckt und diese mit einem Nahtabdeckband fixiert. Zum Schluss wurden die gesamten Depots mit weissen Gletschervliesbahnen überdeckt und die Vliesenden zur besseren Fixierung seitlich im Boden eingegraben.

Nur 15 Prozent Schneeverlust

Der abgedeckte Schnee wird freigelegt

Nun also, rund vier Monate später, werden die Depots abgedeckt, der ganze Schnee darunter verstossen und zu einer Skipiste verarbeitet. «Trotz überdurchschnittlich heissem Sommer hat sich die Gesamtmenge nur um rund 15 Prozent verringert. Es ist also mehr als genug Schnee vorhanden, um bereits Anfang November in die Wintersaison zu starten», erklärt Bühler. Aber die Zeit drängt. «Mit vier bis sechs Mann sind wir nun seit drei Wochen an der Arbeit, in einem Monat müssen wir mit der Piste fertig sein», sagt er – verabschiedet sich und geht zurück auf die «Baustelle».

Der frühe Saisonstart wird insbesondere für regionale Skiteams von Bedeutung sein, werden doch die Trainingsmöglichkeiten aufgrund zum Teil geschlossener Gletschergebiete, von Jahr zu Jahr weniger. Auch ein Snowpark wird bereits realisiert, bevor dieser dann im Dezember an seinen angedachten Platz im Gebiet Maulerhubel und Winteregg gezügelt wird.

Die beste Lösung

Als Alternative zum Projekt Snowfarming standen der Bau einer Beschneiungsanlage oder eine umfassende Pistenkorrektur im Raum. Aufgrund der kargen, steinigen Landschaft ist der Schneebedarf für eine optimale Piste in dieser Höhe relativ gross. Die zwei möglichen Alternativen waren aber sowohl aus ökologischer Sicht als auch aus der Perspektive des Landschaftsschutzes kritischer zu bewerten als die Schneedepots – und wurden deshalb verworfen.

Neuschnee zum Saisonstart

Mittlerweile ist es November. Peter Bühler und sein Team haben ganze Arbeit geleistet. Pünktlich zum geplanten Saisonstart ist die Piste fertig präpariert. Sogar der Wunsch des Leiters Wintersport, nämlich dass Anfang November der erste Neuschnee fällt, dürfte in Erfüllung gehen. Zumindest prognostizieren die Meteorologen*innen, dass die Schneefallgrenze auf 2000 m ü. M. sinkt. Es ist also an der Zeit, die Ski aus dem Keller zu holen...

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